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Und ich nahm an. Ist das Liebe?«
»Ich weiß es nicht.« Sein Atem kam stoßweise.
»Neq, ich weiß es auch nicht«, gestand sie. »Ich fühle mich nicht anders - ich bin immer
noch ich, will ich damit sagen -doch mir ist, als glühe das Gold, als führe es mich, wohin, das
weiß ich nicht. Aber ich möchte es wissen. Ich möchte etwas geben - alles geben. Ich bemühe
mich darum. Doch ich bin die alte. Ich bin eine Irre, und ich ängstige mich. Ich habe Angst
davor, daß ich nichts zu geben habe.«
»Du bist schön, du bist warmherzig und tapfer. Die Sache mit dem Laster -«
»Schrecklich war das! Dieses Mordenmüssen, meine ich. Aber ich musste es tun. Ich hatte
Angst um dich.«
»Dann muss es Liebe sein.«
»Das hört sich gut an. Aber ich weiß es besser, Neq. Ich könnte dich hassen und dich
dennoch brauchen. Wenn dir etwas zustößt, dann gibt es für mich keinen Weg mehr nach
Hause zurück.«
Das war ja das Wunderbare daran: Sie fürchtete sich vor ihm, wie er vor ihr. Sie kämpfte
lieber, als daß sie zusah, wie ihmetwas geschah - und doch konnte sie nicht friedlich zu ihm
kommen. Sie musste praktische Gründe zur Rechtfertigung dessen anführen, das keiner
Rechtfertigung bedurfte. Und er ebenso. »Zeig mir deine Brust«, sagte er.
»Was?« Sie war nicht schockiert, nur verdutzt.
»Dein Messer. Als du dein Messer wegstecktest, da -«
»Ich verstehe nicht.« Doch sie verstand sehr gut.
»Zeig mir deine Brust.«
Langsamund unter heftigemErröten schälte sie das Kleid von der Schulter und entblößte
die rechte Brust.
»Die ist neunzehn«, sagte er. »Sie erregt mich. Eine Brust wie diese - die kann einfach
nicht alt sein, kann keiner Irren gehören, die Angst hat, daß sie nichts zu geben hat. Sie muss
geliebt werden.«
Sie sah an sich selbst herunter. »Wenn du so redest, komme ich mir selbst wollüstig vor.«
»Ich werde deine Brust besingen«, meinte er.
Wieder errötete sie, und mit ihr ihre Brust, doch sie bedeckte sich nicht. »Woher kennst du
diese Lieder?«
»Ach, die machen so die Runde. Manche behaupten, sie stammten aus der Zeit vor dem
Blitz, aber das glaube ich nicht.« Und doch glaubte er es, so wie er es nicht glaubte, denn es
kamen so viele Worte darin vor, die für einen Nomaden sinnlos waren.
»Die Bücher sind so alt. Möglich, daß auch die Lieder so alt sind.« Ihre Röte war verblasst.
Er sang, den Blick auf ihre Brust gerichtet:
Schwarz, schwarz, schwarz ist meiner Liebsten Haar,
Die Lippen rot, die Augen klar,
Die Hände zart, das Antlitz schön,
Ich liebe die Erde,
seh ich drüber sie gehn.
Wieder stieg ihr die Röte in die Wangen. »Wenn du sosingst, dann ist alles soecht. Ich bin
froh, daß mein Haar nicht schwarz ist.«
»Ach?« Er konnte seine Enttäuschung nicht verbergen.
»Nein. Ich wünschte, das Lied würde genau passen.«
»Es passt recht gut. Bis auf die Haarfarbe.«
»Ja?« In ihr regte sich Hoffnung.
»Nein. Ich möchte, daß es genau passt. »Und nach einer kleinen Pause setzte er hinzu.
»Neqa.«
Sie hatte über ihr Erröten die Gewalt völlig verloren. »Wenn du das sagst, dann bin ich
völlig durcheinander. Neqa.«
»Daran ist der Reif schuld.«
»Ich weiß. Ich bin dein Weib, solange ich ihn trage. Aber nicht wirklich.«
»Vielleicht kommt das noch.« Wenn es nur so einfach gewesen wäre.
»Ihr Nomaden - ihr gebt einemeinfach den Reifen und damit hat sich's. Rasche Liebe, für
eine Stunde oder für ein ganzes Leben. Ich begreife das nicht.«
»Aber du warst doch auch einmal Nomadin.«
»Nein. Ich war ein wild aufwachsendes Mädchen. Ich hatte keine Familie. Die Irren
nahmen mich auf, sie erzogen mich und machten mich ihnen ähnlich - äusserlich. Das
machen sie mit jedem, der Hilfe braucht. Ich war nie Angehöriger der Nomadengesellschaft.«
»Vielleicht verstehst du deswegen nicht den Sinn des Reifs.«
»Mag sein. Und du? Was ist mit dir?«
»Ich verstehe den Reif. Ich bringe es bloß nicht fertig, mich entsprechend zu verhalten.«
»Hm, vielleicht erklären sich damit unsere Schwierigkeiten. Du bist zu sanft und ich zu
zaghaft.« Sie lachte nervös. »Eigentlich komisch, nachdem wir diese vielen Gegner getötet
haben. Sanft und zaghaft.«
»Wir könnten einander heute nacht in den Armen halten. Vielleicht hilft es diesmal.«
»Und wenn die Gesetzlosen wiederkommen?«
Er stieß einen Seufzer aus. »Ich werde Wache halten.«
»Du hast gestern gewacht. Diesmal bin ich dran.«
»Na schön.«
Wieder lachten sie, jetzt schon ungezwungener, und ihre Brust geriet angenehm in
Bewegung. »So trocken und sachlich! Was ist, wenn ich einfach sage: >Nimm mich in die
Arme, drücke mich an dich, liebe mich?
Er überlegte. »Hm, versuchen könnte man es ja. Aber du musst es sagen, ehe ich zu nervös
werde.«
»Ich kann es nicht sagen. Auch wenn ich es wollte.«
»Du möchtest es - aber du kannst mich nicht fragen?«
»Diese Frage kann ich nicht beantworten.« Diesmal vergass sie glatt das Erröten.
»Ich möchte es tun«, sagte er ganz ernst. »Aber ich kann doch nicht einfach so anfangen.
Nicht ehe du etwas sagst. Und auch dann -«
»Komisch ist das. Wir wissen, was wir wollen, wir wissen,
was der andere fühlt, aber wir können nicht entsprechend handeln. Wir können sogar übers
Sprechen sprechen, aber wir können nicht sprechen.«
»Morgen vielleicht«, sagte er.
»Morgen vielleicht.« Und der sehnsüchtige Blick, mit demsie ihn ansah, als sie ihre Brust
bedeckte, ließ sein Herz stocken und dann einen Sprung tun.
Das Morgen war wieder ein schöner Tag, und die Fahrspuren waren hart geworden. Die
beiden hatten das Gefühl, daß die Leichen um den Laster bereits einen leichten Geruch
ausströmten. Sie fuhren los, und die Natur entschädigte sie für die eintägige Verzögerung,
indem sie ihnen eine hervorragende Fahrbahn bescherte.
In jener Nacht kroch Neqa zu ihmin den Doppelschlafsack auf der Ladefläche und drückte
ihre Brust an ihn, doch sie fragte nicht, und er handelte nicht. Beide waren sie enttäuscht, und
sprachen darüber und waren sich einig, daß die ganze Sache einfach lächerlich wäre, aber das
war auch schon alles.
Sie mussten vor Plünderen auf der Hut sein und hielten daher abwechselnd Wache. Und
während sie schlief, versuchte er ihre Brust zu berühren, und tat es doch nicht . . . Aber als er
erwachte, weil die Reihe an ihn kam, Wache zu halten, spürte er ihre Brust an seiner Hand.
Das nächste mal schliefen sie nackt miteinander, und er ließ die Hände über ihre schönen
Brüste und festen Schenkel gleiten. Sie weinte, als sie darauf überhaupt nicht reagieren
konnte, und das war auch alles.
Und wieder kamdie Nacht, und er sang ihr vor und küsste sie, und sie ließ die Hände über
seinen Leib gleiten und wich demnicht aus, demsie zuvor ausgewichen war, so groß es auch
war, und sie drückte sich an ihn und er versuchte es ... doch sie schrie auf vor Schmerz,
körperlich oder seelisch, und er hielt ernüchtert inne, und sie weinte leise vor sich hin.
Und in der Zwischenzeit kamen sie gut voran und näherten sich rasch der Versorgungs-
stelle. Ihre Verbindung war noch immer nicht vollzogen, als sie vor einer Herberge anhielten,
die in der Nähe eines Berges lag, den Neq erschrocken als den Berg erkannte, jenen Ort, an
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